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Hört, hört: „Freiburg ohne Papst“ im Verfassungsschutzbericht 2012!

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Anscheinend braucht die katholische Kirche Hilfe von Papa Staat:

5.5 Freiburger Autonome agitieren gegen Papstbesuch

Anlass zu Protesten und möglichen Störversuchen von Linksextremisten gab auch der Besuch Papst Benedikts XVI. am 24. und 25. September in Freiburg während seiner Deutschlandreise. Zuvor waren die autonomen Gruppierungen „Autonome Antifa Freiburg“, „Anarchistische Gruppe Freiburg“ und „Antifaschistische Linke Freiburg“ bereits seit längerer Zeit gegen die christlich-fundamentalistische „Piusbruderschaft“ in Freiburg vorgegangen. Die autonome Szene Freiburg warf dem Papst vor, mit dieser zu sympathisieren. Sie erklärte, den Papstbesuch nutzen zu wollen, um massiv gegen die „Piusbruderschaft“ und deren Verbindungen zum Papst vorzugehen.

Unter dem Motto „Antisemitismus – Patriarchat – Kapitalismus: WHAT THE FUCK?! Für die befreite Gesellschaft“ rief ein Bündnis autonomer und anarchistischer Gruppen zu einer sogenannten Vorabenddemo am 23. September 2011 in Freiburg auf. Sie erklärte, den Papstbesuch zum Anlass nehmen zu wollen, um „unsere grundsätzliche Kritik an Religion, Kirche und den gesellschaftlichen Verhältnissen zu äußern“.

In einem Aufruf kritisierten sie „Antisemitismus, Patriarchat und Obrigkeitshörigkeit“als nicht nur kirchliche Probleme, sondern als „Alltag auch im Kapitalismus“. Religion beinhalte für die Gläubigen „ein ‚himmlisches‘ Emanzipationsversprechen von diesem weltlichen Elend“. Gleichzeitig aber sei sie nichts anderes als „der Ausdruck eben jenes Elends und reproduziert – teilweise verschärft – Unmündigkeit und Unterdrückung im kapitalistischen Alltag“. Die Veranstaltung fand jedoch wenig Zulauf.

Bereits im Vorfeld hatte sich das linksextremistisch beeinflusste Aktionsbündnis „Freiburg ohne Papst“ von der Demonstration dieses Spektrums distanziert. Insgesamt verlief der Besuch des Papstes in Freiburg störungsfrei.

(Verfassungsschutzbericht Baden-Württemberg 2011, S 230f, Hervorhebung von mir)

Freiburg ohne Papst“ ist nun linksextremistisch unterwandert? Auf eine solche Idee können auch nur Verfassungsschützer kommen.

Überhaupt eine Bürgerrechtsbündnis in den Verfassungsschutzbericht mit aufzunehmen spricht Bände. Wer verteidigt hier wen?

Ich bin stolz auf unsere Arbeit bei Freiburg ohne Papst, ich wäre auch dann stolz auf sie, wenn sie „linksextremistisch unterwandert“ wäre.

Was soll „unterwandern“ bedeuten? Haben sich Trotzkisten und andere „linke Abweichler“ in unsere Gruppe eingeschlichen um sie nach ihrem Gutdünken zu lenken? Wie „unterwandert“ man überhaupt etwas? Welche Vorstellung von Zivilgesellschaft und der Freiheit von Individuen muss man haben, damit etwas unterwandert werden kann?

Unabhängig davon dass dies die vollkommene Unschärfe, Undifferenziertheit und reaktionäre Suggestivkraft des Extremismusbegriffes aufzeigt ist dies ein Armutszeugnis für den Zustand des Verfassungsschutzes Baden-Württemberg und trägt nicht zu seiner Legitimation bei.

Nun könnte man einwenden, dass ich nichts besseres zu erwarten hätte, dass der VS ständig mit Argusaugen progressive Vereine und Bewegungen beobachtet, dass dies in Deutschland nun mal so sei.

Doch ich will das nicht glauben.

Ich will einen Staat der seine Bürger beschützt wo es nötig ist und sich aus allem anderen raushält.

Ich will einen Staat, der sich nicht dazu genötigt fühlt, tradierte Wertordnungen zu beschützen.

Ich will einen Staat, der laizistisch ist.

Ich will glauben, dass dieser Staat, der auch der meine ist, Besseres kann.

Doch offensichtlich haben wir noch einen langen Weg vor uns.

Der Verfassungsschutz beschützt keine Menschen, er beschützt das, was er für die Verfassung hält. Das scheint die Glorie eines alten bayrischen Reaktionärs und seiner Wahlmonarchie mit einzuschließen. Schade auch.

Nachtrag:

Hier ein Beitrag zu diesem Thema auf Radio Dreyeckland.

Written by silberredner

24. Mai 2012 um 13:56

2 Antworten

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  1. Nur so: Damit die eine „Unterwanderung“ feststellen können, müssen sie euch ja irgendwie überprüft haben. Sprich: Eure Mitglieder mit irgendeiner Datenbank abgeglichen haben. Oder euch irgendwie bespitzelt. Einen Agenten damit beauftragt haben, eure Aufrufe auszuwerten. Irgendwas – und da könnte es sich doch sehr lohnen, mal genauer nachzufragen.

    Michael

    24. Mai 2012 at 14:03

  2. Würde ich so unterschreiben, was du da geschrieben hast, Jonas.

    taubengift

    24. Mai 2012 at 17:24


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